Was ist Werkstattunterricht?
Auf diesen Seiten möchten wir Ihnen einige Grundlagen zum Werkstattunterricht vorstellen. Weiterführenden sowie vertiefende Informationen finden Sie in unserem "Grundlagenband Werkstattunterricht".
Vorbemerkung
Der auf diesen Seiten vorgestellte Werkstattunterricht ist nicht DER Werkstattunterricht
schlechthin, sondern meine Form des Werkstattunterrichts, die sich über Jahre
in verschiedenen Klassen bewährt hat. Die Schreibweisen "Lehrer" und "Schüler"
verwende ich der besseren Lesbarkeit wegen; selbstverständlich schließen sie
Lehrerinnen und Schülerinnen mit ein!
Grundlagen
Werkstattunterricht
ist eine Form der "Freien Arbeit", die ein weitestgehend individualisierendes
und differenzierendes Lernen ermöglicht, ohne dadurch in die Beliebigkeit
des "Hauptsache, jedes Kind ist beschäftigt" abzugleiten. Im Werkstattunterricht
wird die Klasse nicht "im Gleichschritt marsch" in einem Fach unterrichtet;
der Lehrer stellt - in der Regel zu einem Oberthema - Lernangebote zusammen,
die den gesamten Fächerkanon der Grundschule abdecken können.
Der Werkstattunterricht ist weder eine neue "Erfindung" noch ein "Experiment", sondern eine anerkannte und bewährte Unterrichtsmethode, die den Forderungen der Richtlinien für den Unterricht in der Grundschule nach innerer Differenzierung in besonderem Maße gerecht wird. Während in den Klassen 3 und 4 der Schwerpunkt im Lernbereich "Sachunterricht" liegt, in den Inhalte der anderen Fächer einfließen, enthalten die Werkstätten für die Klassen 1 und 2 vermehrt Angebote zum grundlegenden Lernen, wie z.B. Übungen zur Konzentrationsförderung, zur Stärkung der Feinmotorik oder zur Einübung diverser Arbeitstechniken.
Die für den Werkstattunterricht zur Verfügung gestellte Zeit sollte mindestens 50% des Unterrichtes ausmachen; in der übrigen Zeit finden gemeinsame Aktivitäten wie Musizieren, künstlerisches Gestalten, Sport, Entspannungsübungen, Diskussionen, Vorträge, "Blitzrechnen" u.ä. statt.
In der Regel ist eine Werkstatt für etwa drei Wochen geplant; es kommt aber auch vor, dass eine Werkstatt schon nach zwei Wochen "abgefressen" ist (dann war sie entweder besonders ansprechend und spannend, oder aber nicht anspruchsvoll genug) oder dass sie auf vier Wochen verlängert werden muss (dann war sie wenig ansprechend oder zu anspruchsvoll). Keinesfalls sollte man an dem vorab geplanten Zeitraum unbedingt festhalten wollen, sondern flexibel auf die Situation reagieren und auf die Zeitbedürfnisse der Schüler eingehen.
Konkret
kann eine Werkstatt folgendermaßen aussehen: Der Lehrer bereitet mindestens
so viele Lernangebote vor, wie Schüler in seiner Klasse sind, da jedes Kind
für eines der Angebote verantwortlich ist
(Chefprinzip). Zusätzlich steht immer
das Angebot "Freie Wahl" zur Verfügung (Angebote).
Bewährt hat sich die Präsentation der Lernangebote in Ablagekästen, die übersichtlich
und gut zugänglich auf den Fensterbänken oder in Regalen stehen. An jedem
Ablagekasten befinden sich - je nach Klassenstufe - zumindest die Nummer des
Angebotes und der Name des "Chefs", ggfs. auch Titel oder Symbole, die das
Einordnen der Materialien nach dem Gebrauch erleichtern.
Eines Tages kam eine Kollegin, die dem Werkstattunterricht sehr skeptisch
gegenüber stand und gleichzeitig beeindruckt war, wie erfolgreich schon mein
erstes Schuljahr arbeitete, auf mich zu und bat mich um Hilfestellung bei
ihrem ersten Werkstattversuch. "Ich glaube zwar nicht, dass das in meiner
Klasse klappt, aber ich kann es ja mal versuchen." Nur mit sehr gemischten
Gefühlen unterstützte ich diesen Versuch, denn wer so sehr vom Scheitern des
Vorhabens überzeugt ist, der wird keine großen Erfolge feiern können. Und
tatsächlich - diese Probe-Werkstatt ging mit Pauken und Trompeten unter. "Meine
Kinder sind zu blöd dazu! Du hast eben Glück mit deiner lieben Klasse. Das
geht gar nicht in allen Klassen." So die anschließenden Kommentare der Kollegin.
Nun - Werkstattunterricht ist kein Zauberstab,
der eine schlecht erzogene Klasse in lauter fleißige Engel verwandelt, aber
wer mit Vertrauen in seine Klasse und in die Methode seine ersten Gehversuche
mit dem Werkstattunterricht macht, der wird dafür sorgen können, dass sich
ein Klima entwickelt, in dem die Kinder zu einem Team werden und ihre Aufgaben
für- und miteinander ernst nehmen.
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